Ist wohl heute der Tag, um an die große Band Rudi & die Kohlwähler zu erinnern. Hier in einer seltenen Liveaufnahme 1983 mit ihrem (lokalen) Smash Hit „Uns Gehts Gut“.
Rudi & die Kohlwähler – Uns Gehts Gut (Live im AZ Lippstadt 1983)
Ist wohl heute der Tag, um an die große Band Rudi & die Kohlwähler zu erinnern. Hier in einer seltenen Liveaufnahme 1983 mit ihrem (lokalen) Smash Hit „Uns Gehts Gut“.
Rudi & die Kohlwähler – Uns Gehts Gut (Live im AZ Lippstadt 1983)
Es ist gelungen, den mittelwestfälischen Autor Antonius Röchte für eine Reihe von Telefoninterviews zu gewinnen. Sie werden hier in loser Folge veröffentlicht.
jojo: Tag, Herr Röchte, wir hatten ein Interview vereinbart. Passt es grad?
Antonius Röchte: Nein, aber legen sie los.
Sie hören grad Musik?
Ich dreh ja schon leiser. Eine Live-Aufnahme von Man aus den frühen Siebzigern.
Man? Sagt mir jetzt nichts.
Glaube ich gerne. Britische Band. Aus Wales, genauer gesagt. 68 gegründet.
Klar.
Haben ein paar gute Platten gemacht und sollen live der Hammer gewesen sein. Hab sie leider nie gesehen.
Gibt es die doch?
Keine Ahnung, vielleicht in der 10ten Neuauflage. Man gilt unter den britischen Progrock-Bands als die amerikanischste. Eine echte Dogen-Band. Zwanzig Minuten Gitarrenimprovisation und so.
Dachte immer, sie sind ein alter Punkrocker.
Johnny Rotten hat in Wirklichkeit auch so ein Zeug gemocht. Gebe gerne zu, manchmal Genesis, King Crimson, Hatfield and the North, Gentle Giant und sowas zu hören. Aber Man sind mir aus dieser Riege immer noch die liebsten.
O.k., und live? Was haben sie zuletzt live gehört?
Die Wave Pictures im Dortmunder Subrosa.
Oh, da muss ich jetzt auch passen.
Was kennen sie denn eigentlich? Ist aber ne neuere Band. Das heißt, so neu auch wieder nicht. Gibt es auch schon seit 1998. Kommen aus Wymeswold, Leicestershire. Liegt in England, wie sie wissen.
Klar.
Wohnen jetzt aber in London.
Und was machen die?
Da wäre ich dann wieder bei Man. Was die für den Progrock waren, sind die Wave Pictures für die sogenannte Indie-Mucke. Für mich die britische Band, die grad am amerikanischsten klingt. Außerdem ist ein eindeutiger Jonathan-Richman-Einfluss nicht zu verkennen.
Das interessiert mich jetzt aber.
Sollte es auch. Zuerst mal beherrschen alle drei ihre Instrumente. Ist bei neueren Bands ja nicht unbedingt immer der Fall. Ohne große Effektgeräte. Neben Indie-Schrammel gibt es Blueseinflüsse, manchmal ein bisschen Country, Rock’n’Roll, ab und zu ein leicht südamerikanischer Twang. Wie bei Jonathan eben. Sie haben es auch drauf, ganz leise zu spielen und ohne Mikro zu singen. Macht Richman ja auch oft. Weil sie spielen können, können sie auch improvisieren. Das hört man in der heutigen Popmusik nicht mehr so oft. Dementsprechend hat sich das Subrosa-Konzert auch total von dem im FZW unterschieden.
Wann war das?
Das FZW-Konzert? Im Dezember 2015. Noch nicht so lange her. Vorgestern im Subrosa waren auch mehr Leute, richtige Fans dabei. Einer hat ihnen sogar ein paar Runden Wodka spendiert.
Aber der Laden ist kleiner, oder?
Klar. Aber einer der besten in Dortmund. Da wurde noch mal völlig deutlich, welchen Einfluss die Location auf ein Popkonzert hat. Das Konzert im FZW war o.k., sie haben ihre Sachen gekonnt gespielt. Alle waren zufrieden. Aber das im Subrosa war eine ganz andere Nummer. Das FZW hat ja mit dem alten Laden am Neuen Graben nur noch den Namen gemeinsam. Der Neubau ist ein seelenloser Schuppen ohne Profil. Die machen alles, wenn die veranstaltenden Agenturen nur zahlen. Geht heutzutage vielleicht nicht anders, aber mein Ding ist das nicht.
Jetzt kommt schon wieder der Hippie in ihnen durch.
Scheiß drauf. Ist eben so. Vielleicht funktioniert Popmusik live sowieso nur in umgewidmeten Locations. Kinos, Kneipen, Industriegebäude, Bahnhofshallen … Schauen sie sich diese seelenlosen O2-Hallen, die es überall gibt, an. Wie das FZW: Guter Sound, unbestritten, aber ansonsten tot.
Die Multiplexkinos des Pop?
Ja. Die habe ich auch nie gebraucht.
Und welches ist das nächste Konzert?
Noch nichts geplant. Nehme mir immer vor, häufiger zu gehen und dann bleibt es dabei. Wahrscheinlich eine Alterserscheinung. Aber es gibt auch hier in der Gegend gute kleine Läden, die es zu unterstützen gilt. Mangelndes Angebot ist kein Argument. Anstatt die Kohle für teure Vinyls auszugeben, sollte man wohl öfter zu Livekonzerten gehen.
Klingt ja wie ein Aufruf.
Meinetwegen.
Danke für das Gespräch. Und was machen sie jetzt?
Noch eine Man-Platte hören.
Es ist gelungen, den mittelwestfälischen Autor Antonius Röchte für eine Reihe von Telefoninterviews zu gewinnen. Sie werden hier in loser Folge veröffentlicht.
jojo: Tag, Herr Röchte, wir hatten ein Interview vereinbart. Passt es grad?
Antonius Röchte: Nein, aber legen sie los.
Hatte es eben schon mal versucht. Wir wollten doch telefonieren.
Ja, war noch den Drachen füttern.
Den Drachen füttern? Was meinen sie damit?
„Shopping“, sagen die jungen Leute.
Und waren sie erfolgreich?
Die neue Feelies-CD und eine Packung Unterhosen, wenn sie es genau wissen wollen.
Den Ausdruck „den Drachen füttern“ hab ich in diesem Kontext noch nicht gehört. Wer oder was ist denn dieser Drache?
Muss ich das hier wirklich ausführen? Das Kapital natürlich.
Und das füttern sie? Warum lassen sie es nicht einfach verhungern?
Witzbold. Mach ich gerne, wenn sie mitmachen. Und alle, die durch die Supermärkte und Einkaufszonen rennen.
Aber die meisten haben doch Spaß daran.
Eben. Beziehungsweise meinen sie das zumindest. Sicher würde das Kapital ein allgemeiner Konsumverzicht schwer treffen, aber erzählen sie das mal den Leuten.
Tun sie es!
Habe ich aufgeben. Kapitulation auf der ganzen Linie.
Und füttern ihn stattdessen selbst, diesen Drachen.
Was soll ich machen. Muss in diesem System überleben. Es gibt kein anderes.
Kuba.
Ja, Kuba. Hab ich tatsächlich mal dran gedacht. Aber wie lange wird es denn dieses Kuba noch geben? Aber ehrlich gesagt, sind das nur Ausflüchte. Eigentlich muss ich hier bleiben, weil ich blöd bin. Beherrsche nur eine Sprache wirklich und kann mich nur mit Arbeiten am Kacken halten, die irgendwie mit Sprache zu tun haben. Da bleibt halt nur der deutsche Sprachraum und der ist nicht so groß. Ist mein persönliches Defizit, schon klar.
Aber könnten sie nicht auch im Ausland deutsche Texte verfassen?
Mag sein. Auf Dauer würde mir aber der Input fehlen. Wir Schreiber filtern und verdichten doch nur. Ja, ich sehe schon, dass sie das nicht überzeugt. Vielleicht bin ich auch nur zu faul oder zu alt. Auf jeden Fall werde ich hier bleiben und dem Drachen weiter meinen Tribut zollen.
Und es gibt keine Chance ihm zu entkommen?
Sehen sie eine? Ich nicht. Es ist doch wie in diesen Märchen: solange dem Drachen regelmäßig Opfer in Form von irgendwelchen Gaben oder auch von jungen Frauen oder Männern gebracht werden, lässt er die anderen in Ruhe. Sobald sie aufmucken, überzieht er das Land mit Vernichtung.
Aber da gibt es doch immer auch diesen Ritter, der den Drachen bezwingt.
Wer soll das sein? Dieser Schulz vielleicht oder Sarah Wagenknecht? Lächerlich. Nein, wir können froh sein, dass er im Augenblick nur unser Geld will. Ihm reicht, dass wir Teil seines Organismus sind. Die Menschenopfer holt er sich in Syrien, im Sudan, überall da wo Leute von Soldaten ermordet werden, verhungern, an heilbaren Krankheiten krepieren oder in Umweltkatastrophen. Der Drache wütet weltweit. Wir leben auf einer Insel der Seligen.
Wenn wir Teil seines Organismus sind, sind wir dann also selbst der Drache?
Ja und nein. Wenn alle Menschen der westlichen Welt und Chinas und Japans, Koreas, Russlands und so weiter plötzlich aufhören würden, zu funktionieren wäre der Drache tot. Aber nur dann. Sobald nur ein wichtiger Teil seines Organismus überlebt, wird er wieder groß werden und sich die anderen Teile wieder einverleiben. Dass hat der Ostblock genau so erlebt.
Wobei man schon fragen darf, ob der Drache da wirklich tot war oder nur die Form gewechselt hat.
Sie sprechen von Staatskapitalismus. Kann sein. Das ist eine andere Frage, macht aber alles nicht besser.
Und nun?
Was, und nun?
Was tun?
Nichts. Wir werden weiter machen, wie wir es immer getan haben. Unsere Haut zu Markte tragen und den Drachen füttern. Wir können allenfalls schauen, dass es uns und unseren Lieben gut geht. Wenn es hoch kommt, können wir ein bisschen Einfluss auf unser Wohnumfeld nehmen, was für arme Kinder tun, für Geflüchtete, Obdachlose, eben für alle, denen der Drache mehr zusetzt als uns.
Klingt nach Gewissensberuhigung.
Ja, ist es.
Und was machen sie jetzt?
Die Feelies-Platte hören.
Es ist gelungen, den mittelwestfälischen Autor Antonius Röchte für eine Reihe von Telefoninterviews zu gewinnen. Sie werden hier in loser Folge veröffentlicht.
jojo: Tag, Herr Röchte, wir hatten ein Interview vereinbart. Passt es grad?
Antonius Röchte: Nein, aber legen sie los.
Was machen Sie denn grad?
Musikhören.
Dann lassen sie uns doch über Musik reden.
Wenn ihnen nichts anderes einfällt.
Was hören sie denn gerade so?
50 Song Memoir von den Magnetic Fields.
Oh, dann rufe ich in zweieinhalb Stunden noch mal an.
Nein, ist o.k. Bin fast durch.
Und?
Was, und? Erwarten sie jetzt eine spontane Plattenkritik?
Warum nicht? Die Platte ist ja in allen Medien gehypt worden. Was sagen sie?
Ja, das Marketing stimmt. Aber ehrlich gesagt, ich hab ihren Gebrauchswert noch nicht erkannt.
Was meinen sie denn mit Gebrauchswert?
Schlicht gesagt, ich weiß nicht, was ich mit der Platte anfangen soll. Zum Nebenbeihören taugt sie nichts, Tanzen kann man bei gutem Willen nur zu ein paar Stücken, im Auto möchte ich sie auch nicht hören und zum Intensivhören auf dem Sofa oder über den MP3-Player ist sie viel zu langatmig.
Habe irgendwo gelesen, dass es sich um ein Liedermacheralbum handelt.
Mag sein. Die Texte sind ja wohl wichtig und soweit ich sie verstehe, auch ganz lustig. Aber ich finde Texte in der Popmusik ziemlich überbewertet und wer setzt sich schon hin, um sich zweieinhalb Stunden das Gegrummel dieses Stephin Merritt anzuhören?
Sie vielleicht?
Ja, stimmt. Warum eigentlich? Denke, weil ich seine Stimme mag. Aber seine besten Stücke hat er auf 69 Songs veröffentlicht. Da führt kein Weg dran vorbei.
Noch mal zum Gebrauchswert. Sie meinen also Popmusik muss einen Gebrauchswert haben? Ein marxistischer Begriff.
Meinetwegen. Aber wenn ich etwas kaufe, will ich auch was damit anfangen können. Genuss auf dem Sofa, Entspannung, Tanzen, Erkenntnis, was weiß ich.
Schon mal was von autonomer Kunst gehört?
Ich spreche jetzt aus reiner Kundensicht. Natürlich hat Stephin Merritt das Recht, seine Ideen nach seinem Gusto umzusetzen. Und konzeptionell finde ich die Idee, jedem Lebensjahr einen Song zu widmen, ja auch interessant. Aus Sicht des Künstlers ist das ein Statement, völlig o.k. Hatte mir nach dem Wirbel um die Platte aber mehr versprochen. Und sie hatten mich ja nach meiner Meinung gefragt.
Ist denn heutzutage nicht das Marketingkonzept unmittelbarer Bestandteil eines künstlerischen Werks?
Mag sein, da sagen sie was. Kunst im Kapitalismus. Pop halt. Hat auch funktioniert, habe die Platte ja gekauft. Ihren Tauschwert von 30 € habe ich bei Saturn hingelegt. Aber noch mal: Das sagt gar nichts über ihren Gebrauchswert aus.
Und was machen Sie jetzt damit?
Erst mal zur Seite legen. Denke, ich hör sie mir in einem halben Jahr noch mal in Ruhe an, wenn das mediale Nebengetöse verklungen ist. Dann ziehe ich mir ein paar schöne Stücke, die es ja auch gibt, z.B. das, in dem es um Jefferson Airplane geht, herunter und packe sie auf eine Festplatte, die später mal mit in die Seniorenresidenz geht. Viele Stücke werden das aber wohl nicht werden. Aus heutiger Sicht. Aber vielleicht ändert sich das ja noch.
Und was hören sie als nächstes?
Volunteers von Jefferson Airplane.
Danke für das Gespräch.
Es ist gelungen, den mittelwestfälischen Autor Antonius Röchte für eine Reihe von Telefoninterviews zu gewinnen. Sie werden hier in loser Folge veröffentlicht.
jojo: Tag, Herr Röchte, wir hatten ein Interview vereinbart. Passt es grad?
Antonius Röchte: Nein, aber legen sie los.
Sind sie eigentlich in den Sozialen Medien aktiv?
Soziale Medien? Na, ja. Ein bisschen Twitter. Was soll die Frage?
Die Leser wollen wissen, wie ein Mann wie sie im Netz aufgestellt ist.
Welche Leser? Ist doch uninteressant.
Also Twitter. Was machen sie da?
Überschriften lesen. Hab die Tageszeitung abbestellt, weil ich gemerkt hab, dass ich sowieso nur noch die Überschriften lese. Das kann ich auch bei Twitter. Und wenn doch mal was interessant zu sein scheint, kann man es ja anklicken und im Netz lesen.
Sonst nichts?
Nun ja, folge über 1.500 Accounts. Tageszeitungen, Medienblogs, Privatleuten, Parteien, Aktivisten, Möchtegernautoren, Bands, Musikagenturen, Städten … Was mich halt so interessieren könnte. Ist mein Newsticker.
Und das lesen sie alles?
Natürlich nicht. Ab und an reingucken reicht. Das meiste ist eh Schrott – was in der Tageszeitung aber nicht anders ist. Vom Fernsehen gar nicht zu reden.
Und sie selbst schreiben auch?
Wenig. Liest doch keiner.
Wieviel Follower haben sie denn?
Grad circa 400.
Das ist doch eine ganze Menge. Die durchschnittliche Followerzahl soll ja nur bei 1 liegen.
Solche Statistiken sind doch völliger Quatsch. Man kann doch nicht jeden der sich anmeldet und mal einen Tweet verschickt als Nutzer zählen.
Aber auch die aktiven Nutzer sollen durchschnittlich nur circa 60 Follower haben.
Wo haben sie das denn her? Was ist denn ein aktiver Nutzer? Aber egal, ich finde 400 nach acht Jahren wenig.
Solange sind sie schon dabei?
Denke ja. Außerdem glaube ich, dass nur 10 Prozent der Follower meinen Account wirklich verfolgen. Höchstens. Der Rest besteht aus Bots, irgendwelchen Unternehmen, Allesverfolgern, keine Ahnung. Aber darum geht es mir nicht. Twitter ist ein einfacher Blick in die Welt. That’s all.
Aber ein verkürzter und verzerrter.
Die Reduktion auf 140 Zeichen finde ich erstmal toll. Und welches Medium verzerrt nicht. Man muss eben damit umgehen können.
Wenn sie schon so viel lesen, dann werden sie auch viel liken.
Ich like nichts. Wenn ich einen Tweet richtig, wichtig oder einfach nur schön finde, dann retweete ich ihn. Da sollen dann auch andere was von haben. Liken ist Quatsch. Die Verbreitung von Nachrichten ist doch das Wesen von Twitter, oder? Wen interessiert schon, was ich so mag?
Was retweeten sie denn so?
Wie gesagt, alles was ich richtig, wichtig oder einfach nur schön finde. Aber nichts Privates keine Fotos von irgendwelchen Viechern und keine Mahlzeiten, auch kein Gestöhn über Montage oder Wochenendgejubel.
Das heißt, 95 Prozent des Twittercontents interessiert sie nicht.
So ungefähr. Sage ich doch.
Und wenn sie schreiben, was wäre das so.
Lesen sie doch selbst. Kann ihnen aber sagen, worüber ich nichts schreibe: Nichts Privates, nichts über Katzen und sonstige Viecher, nichts über mein Essen und auch sonst keine Bekundungen über meine Gefühlslagen, Gesundheitszustände und sonstige Befindlichkeiten.
Dann bleibt nicht viel.
Immer noch genug.
Dann müssen wir noch über Trump reden. Der WDR meint, Trump würde Twitter ruinieren. Zitat von Jörg Schieb auf der WDR-Seite: „Es ist halt auch peinlich, was auf Twitter los ist, seitdem Donald Trump den Zwitscherdienst als sein offizielles Sprachrohr erwählt hat“.
Über diesen Trump kann sich man wirklich nicht in 140 Zeichen auslassen. Aber kann man Twitter dafür verantwortlich machen, dass sich der Irre von Washington da austobt? Dahinter steckt doch der Gedanke, Twitter sei etwas Gutes. Das ist nicht so. Twitter ist eine Technik. Und jede Technik ist so gut oder so schlecht, wie sie genutzt wird. Das ist alles.
Aber in dem Artikel steht auch, dass Twitter aufgrund des hohen Tweet-Aufkommens durch die Trump-Diskussionen in die Knie gehen könnte.
Mag sei. Bleibt abzuwarten. Aber das ist doch ein technisches Problem, oder? Oder glauben sie, Jack Dorsey kriegt kalte Füße? Keine Ahnung. Wird sich zeigen.
Dann noch was anderes. Welche Musik hören sie grad?
Eine Compilation: C87. Aktuelle Musik ist grad sehr langweilig.
Danke für das Gespräch.
Es ist gelungen, den mittelwestfälischen Autor Antonius Röchte für eine Reihe von Telefoninterviews zu gewinnen. Sie werden hier in loser Folge veröffentlicht.
jojo: Tag, Herr Röchte, wir hatten ein Interview vereinbart. Passt es grad?
Antonius Röchte: Nein, aber legen sie los.
Die NPD ist nun nicht verboten worden. Richtige Entscheidung?
Bin kein Jurist, aber aus meiner Sicht: Klares Nein.
Aber …
Nun bitte nicht die Leier, dass es bei einem Verbot keinen Nazi weniger geben würde und sich diese Typen dann schnell woanders zusammenrotten.
Ist doch so.
Klar ist das so. Aber darum geht es doch gar nicht.
Sondern?
Muss ich das wirklich hier beantworten? Also: Es geht schlicht und einfach darum, den Weg zu öffentlichen Mitteln, zu Steuergeldern zu verbauen. Sobald ein Nazi in ein Parlament – ob in der Kommune, im Land oder im Bund – einzieht, kassiert der ab und seine Partei kriegt Wahlkampfkosten erstattet, Fraktionsräume gestellt und was weiß ich. Und sie glauben doch nicht, dass die die Kohle nur für Druckerpapier ausgeben.
Ja schon, aber in einem demokratischen Staat darf doch jeder …
Mitspielen, auch wenn er die Regeln nicht akzeptiert? Genau darum geht es. Stellen sie sich vor, Bayern München spielt ein Freundschaftsspiel gegen, na sagen wir mal, den FC Paderborn und nach kurzer Zeit fangen die Paderborner an, Spieler um zu treten, den Ball mit der Hand zu spielen und alles nieder zu rennen. Der Schiedsrichter reagiert nicht und ein Großteil des Publikums findet das toll und grölt für Paderborn.
Schönes Freundschaftsspiel. Und ein bisschen an den Haaren herbeigezogen, oder?
Im Sport vielleicht, in der Politik scheint das aber zu funktionieren. Da dürfen Typen ein Spiel mitspielen, die ganz klar durchblicken lassen, dass sie die Regeln nicht akzeptieren und im Fall ihres Sieges das Spiel sofort abschaffen würden.
Nun nimmt das Verfassungsgericht aber an, dass sie das Spiel sowieso nicht gewinnen können.
Können sie zurzeit nicht, klar. Aber was ist mit dieser AfD?
Die wollen sie auch verbieten?
Mich fragt ja ernsthaft keiner. Aber vielleicht ist Verbieten wirklich nicht der richtige Weg. Eine Partei ist schnell gegründet und die Verfassungsrichter haben wohl auch noch etwas anderes zu tun, als sich den ganzen Tag mit Parteiverboten zu befassen. Aber die Latte, um am Spiel teilzunehmen, muss höher gehängt werden.
Was heißt das?
Das heißt ganz schlicht, dass die demokratischen Parteien sich auf einen verbindlichen Kodex verständigen, nach dem Parteien sofort von Wahlen ausgeschlossen werden, wenn sie demokratische Grundprinzipien nicht einhalten, Naziverbrechen verharmlosen, andere diskriminieren etc. Auch wenn nur einzelne Parteimitglieder – wie jetzt dieser Höcke – das tun und nicht sofort zurückgepfiffen werden.
Und wer soll das kontrollieren? Etwa die Parteien selbst?
Die Parteien sind Mitbewerber und damit wohl nicht die richtige Instanz. Mal ganz davon abgesehen, dass sich die Parteien sowieso zu viel Macht in diesem Staat verschafft haben. Ist aber ein anderes Thema.
Also doch das Bundesverfassungsgericht.
Vielleicht müsste es ein Gremium aus zum Teil gewählten, zum Teil bestimmten und vielleicht zum Teil auch zugelosten Personen geben, die diesen Job übernehmen.
Sowas wie Demokratiewächter also?
Das klingt mir zu stark nach Religionswächter. Aber in die Richtung geht es. Vielleicht ist die parlamentarische Demokratie, wie wir sie jetzt noch haben, nicht das Ende der Fahnenstange. Vielleicht gibt es eine Gesellschaftsform, die uns glücklicher macht. Kann sein. Aber so lange die nicht in Sicht ist, müssen wir das Erreichte erhalten. Mit allen Mitteln.
Ein wirklich erhebendes Schlusswort. Warum haben sie sich nicht um das Amt des Bundespräsidenten beworben?
Auch da hat mich keiner gefragt.
Danke für das Gespräch.